Formulare und tütsch rethorica
Repertorium Fontium –, –
Autor | |
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Entstehungszeit | 1478-1480 |
Berichtszeit | |
Gattung | Brieflehre-Formelbuch-fingierte Briefe; Dialog |
Region | Oberrhein |
Schlagwort | Ars dictandi; Inkunabeldruck |
Sprache | Deutsch; Niederdeutsch |
Beschreibung
Das erste gedruckte Kanzleihandbuch in deutscher Sprache, erstmals erschienen ca. 1479. Der erste Teil, bekannt als Stadtschreibers Examen, bietet in Form eines Dialogs eine allgemeine Brieflehre, überwiegend nach der lateinischen Ars praedicandi des Friedrich von Nürnberg, der zweite Musterformeln für alle Teile eines Briefs, der dritte eine Sammlung von Musterbriefen. Entstanden ist die Arbeit in Süddeutschland, wobei sich eine ursprünglich ostschwäbische Redaktion mit dem Ulmer Druck als Ausgangspunkt der gesamten Überlieferung von einer Straßburger Bearbeitung unterscheiden lässt (Augsburger Formulari und Straßburger Formulare). Es sind insgesamt 13 Drucke bekannt, darunter auch zwei spätere niederdeutsche. Stadtschreibers Examen ist auch separat in Handschriften überliefert. Inc.: Sag mir waraus lernet man brieff dichten.
Handschriften – Mss.
- Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. qu. 478, f. 185r-203r Stadtschreibers Examen
- Hannover, Museum August Kestner, Ernst 128, f. 19r-25v Stadtschreibers Examen, unvollständig
- Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 166, f. 89v-90v Stadtschreibers Examen, unvollständig
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4749, f. 145r-165r Stadtschreibers Examen
Ausgaben – Edd.
Rostock ca. 1476 (GW – ISTC) niederdeutsch, in den Inkunabelkatalogen wohl zu früh datiertUlm ca. 1479 bei Zainer, Johannes (Hain 7258* – BSBINK – GW – ISTC) Augsburg 1483 bei Sorg, Anton (Hain 7261 – GW – ISTC) Augsburg 1483 bei Schönsperger, Johann (Copinger 2559 – BSBINK – GW – ISTC) Straßburg 1483 bei Prüss, Johann (Hain 7260 – GW – ISTC) Straßburg 1483 bei Knoblochtzer, Heinrich (Copinger 2560 – GW – ISTC) Augsburg 1484 bei Rüger, Anna (Copinger 2561 – GW – ISTC) Augsburg 1484 bei Sorg, Anton (Hain 7262* – BSBINK – GW – ISTC) Straßburg 1486 bei Grüninger, Johannes (Copinger 2562 – BSBINK – GW – ISTC) oder möglicherweise bei Johann PrüssHeidelberg 1488 bei Knoblochtzer, Heinrich (Hain 7263 – BSBINK – GW – ISTC) Augsburg 1491 bei Sorg, Anton (Hain *7264 – BSBINK – GW – ISTC) unter dem Titel Formalari und teütsch rethoricaKöln ca. 1492 bei Koelhoff, Johann (GW – ISTC) niederdeutschSpeyer 1492 bei Hist, Conrad (Hain 7265* – BSBINK – GW – ISTC) G. Kettmann, Frühneuhochdeutsche Texte, Leipzig 1971, 280-282 Auszüge mit falscher Zuschreibung an Heinrich GeßlerJ. Knape – B. Roll, Rhetorica deutsch. Rhetorikschriften des 15. Jahrhunderts, Wiesbaden 2002, 163-182 nur Stadtschreibers ExamenB. D. Haage – W. Wegner, Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik, 43), Berlin 2007, 364 Auszug aus Ed. Kettman mit derselben falschen Zuschreibung
Literatur zum Werk – Comm.
R. Stintzing, Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechts in Deutschland am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, Leipzig 1867, 317-323 (BV – http://archive.org – http://archive.org) J. Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachigen Unterrichtes bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Gotha 1882, 362-368 (http://archive.org – http://archive.org) P. Joachimsohn, Aus der Vorgeschichte des 'Formulare und deutsch Rhetorica', Zeitschrift für deutsches Altertum 37 (1893) 24-121 (ZDB – ZDBdigital) A. Herr, Ein deutscher Briefsteller aus dem Jahre 1484, Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur 40 (1917) 353-365 (ZDB) R. M. G. Nickisch, Die Stilprinzipien in den deutschen Briefstellern des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit einer Bibliographie zur Briefschreiblehre (1474-1800) (Palaestra, 254), Göttingen 1969, 19-25 (BV) U. Bruckner, Über das Inhaltsverzeichnis in 'Formulare und deutsch Rhetorica', in: Das Buch als Quelle historischer Forschung. Dr. Fritz Juntke anläßlich seines 90. Geburtstages gewidmet (Zentralblatt für Bibliothekswesen. Beiheft, 89), hg. von J. Dietze, Leipzig 1977, 93-99 vor allem zur Abhängigkeit der verschiedenen Drucke untereinanderF. J. Worstbrock, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2, Berlin - New York 21980, 794-795 H. Schanze, Vom Manuskript zum Buch: Zur Problematik der "Neuen Rhetorik" um 1500 in Deutschland, Rhetorica 1/2 (1983) 61-73 (ZDB – ZDBdigital) J. Knape – B. Roll, Rhetorica deutsch. Rhetorikschriften des 15. Jahrhunderts, Wiesbaden 2002, 157-162 A. Hausmann, tütsch brieff machen, och hoflich reden. Zur Terminologie deutscher Artes dictandi des 15. Jahrhunderts, in: Im Wortfeld des Textes. Worthistorische Beiträge zu den Bezeichnungen von Rede und Schrift im Mittelalter (Trends in Medieval Philology, 10), hg. von G. Dicke – M. Eikelmann – B. Hasebrink, Berlin – New York 2006, 137-163 hier 159-161J. Knape, Werkeverzeichnis zu den Rhetorikdrucken Deutschlands 1450-1700 (Gratia, 59), Wiesbaden 2017 136 Nr. 388-390, 361 Nr. 1178, 408 Nr. 1350, behandelt die Ausgabe Rostock 1476 und Stadtschreibers Examen als separate WerkeJ. Knape, Repertorium deutschsprachiger Rhetorikdrucke 1450-1700 (Gratia, 61), Wiesbaden 2018, 139-143 behandelt 424 die Ausgabe Rostock 1476 als eigenes Werk (Rostocker Formularbuch), 488 nochmals separat zu "Stadtschreibers Examen"
Erwähnungen in Werkartikeln
- Zitiervorschlag:
- https://www.geschichtsquellen.de/werk/5303 (Bearbeitungsstand: 06.03.2020)