Vita Willihelmi abbatis Hirsaugiensis
(Leben des Abtes Wilhelm von Hirsau)
Repertorium Fontium –, –
Autor | Haimo Hirsaugiensis |
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Entstehungszeit | 1107-1110 |
Berichtszeit | 1030-1091 |
Gattung | Hagiographie; Biographie; Dichtung |
Region | Alemannien |
Schlagwort | Orden: Benediktiner; Hirsauer Reform |
Sprache | Lateinisch |
Beschreibung
(BHL 8919). Lebensbeschreibung des Abtes Wilhelm von Hirsau (1069-1091), verfasst zweifellos von einem Mönch des Klosters Hirsau, einer wahrscheinlich unzutreffenden Angabe des Johannes Trithemius zufolge mit Namen Haimo. Nur im ersten Teil der Vita werden biographische Daten genannt, überwiegend berichtet der Text von den Wundern und der Religiosität Wilhelms, am Ende auch von der Erhebung seines Nachfolgers Gebhard, der als "Negativfolie" (D. Drumm) zu Wilhelm geschildert wird. Nach älterer Auffassung ist der Text zum Großteil vor 1105 verfasst, der Schluss erst nach 1107, D. Drumm (2020/25) zufolge jedoch in einem Zug bald nach 1107. Inc.: Reverentissimus abbas Willihelmus Bawariorum prosapia.
Als Anhang finden sich zwei Gedichte:
1. Ein Epitaph in 31 leoninischen Hexametern (BHL 8290), das den Inhalt der Vita kurz zusammenfasst, Inc.: Hac in scriptura Willelme patet tua vita,
2. Ein Hymnus in 25 gereimten rhythmischen Versen, Inc.: Audi, Deus, ymnizantum.
Der Text der Vita ist auch in das Große österreichische Legendar aufgenommen. Erst aus der Zeit um 1500 stammt eine Versbearbeitung, von der nur zwei Fragmente mit insgesamt 76 Hexametern erhalten sind.
Handschriften – Mss.
- Admont, Bibliothek des Benediktinerstifts, Cod. 712, f. 136r-165r saec. xii
http://manuscripta.at/?ID=26515 mit Link zum Digitalisat
- Augsburg, Archiv des Bistums Augsburg, Hs. 79, f. 103r-117v, 119r-130v saec. xv ex., aus Augsburg, St. Ulrich und Afra, enthält die Vita zweimal, die erste Kopie (f. 103r-117v) stammt aus Blaubeuren
- Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 4 Ink 204, f. 33v-41r geschrieben 1487 in Wiblingen nach einer Hirsauer Vorlage, später in Augsburg, St. Ulrich und Afra
- Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms 260, f. 140v-153v saec. xii
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14473, f. 108r-126r saec. xii ex.
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14966a, f. 8r-27r saec. xvii, Kopie von Clm 14473
- Stuttgart, Landesarchiv Baden-Württemberg. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 522 B I Nr. 669 Fragmente der Versbearbeitung saec. xv ex. in Nachahmung einer hochmittelalterlichen Schrift
- Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Don. 458, f. 1r-15v saec. xvii, Kopie aus ed. Stengel (1611)
- Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Q 49, f. 208v-220r vom Jahr 1464, aus St. Peter in Erfurt
- Würzburg, Universitätsbibliothek, M.ch.f. 210, f. 2r-12v saec. xv ex., aus St. Stephan in Würzburg
Literatur zu den Handschriften allgemein
K. Graf, Ordensreform und Literatur in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts (Studia Augustana, 7), hg. von J. Janota – W. Williams-Krapp, Tübingen 1995, 100-159 hier 140-141 n. 172 (Digitalisat)D. Drumm (MGH SS rer. Germ., 86), 2025, 39-92 https://mla.oeaw.ac.at/#/saint/306 3 Hss. des Großen österreichischen Legendars, mit Digitalisatenhttp://www.mirabileweb.it/title/vita-guillelmi-abbatis-hirsaugiensis-haimo-hirsaug-title/7651 6 Hss. (Stand: Mai 2025)https://legendiers-latins.irht.cnrs.fr/16116 4 Hss.https://archivalia.hypotheses.org/229960 K. Graf, Handschrift der Vita Wilhelms von Hirsau aus St. Peter in Erfurt online, in: Archivalia vom 27. Mai 2025
Ausgaben – Edd.
C. Stengel, Vita SS. Wilhelmi Abbatis Hirsaugiensis et Wilhelmi Gellonensis, Augustae Vindelicorum 1611, 1-30 (VD17) nach der Hs. Augsburg, Archiv des Bistums Augsburg, Hs. 79, ebd. 31-32 und 73 Epitaph und HymnusJ. Mabillon, Acta sanctorum Ordinis S. Benedicti in saeculorum classes distributa, 6,2, Lutetiae Parisiorum 1701, 725-741 (BV) aus ed. StengelActa Sanctorum quotquot toto orbe coluntur. Iulius, vol. 2, Antverpiae 1721, 155-165 (BV) aus ed. StengelJ. Mabillon, Acta sanctorum Ordinis S. Benedicti in saeculorum classes distributa, 6,2, Venetiis 21740, 724-738 (BV – http://archive.org) E. Kausler, Bruchstück eines alten lateinischen Gedichtes (in Hexametern) auf den heiligen Wilhelm, Abt im Kloster Hirsau von 1069-1091, Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters (1833) 70-72 (ZDB – ZDBdigital) die Fragmente der VersfassungJ. P. Migne, Patrologiae cursus completus. Series Latina, 150, Parisiis 1841-1864, 901-924 (BV) aus ed. MabillonW. Wattenbach (MGH SS, 12), 1856, 211-225 (dMGH) R. Neumüllers-Klauser, Die Inschriften des Landkreises Calw (Deutsche Inschriften, 30), Wiesbaden 1992, 71-73 (https://www.inschriften.net) Nr. 143†, erweiterte Fassung des Epitaphs, mit dt. Übers.Th. Klüppel, Vita metrica abbatis Wilhelmi. Oder: Warum wird eine Vita neu geschrieben?, in: Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag, hg. von D. Walz, Heidelberg 2002, 475-485 die Fragmente der Versfassung mit dt. Übers. parallel dazuD. Drumm, Die Vita Abt Wilhelms von Hirsau (MGH SS rer. Germ., 86), 2025, 115-167 ebd. 168-174 Epitaph und Hymnus, dazu K. Graf, Die Vita Abt Wilhelms von Hirsau, in: Archivalia vom 27. Mai 2025
Übersetzungen – Transl.
Deutsch
J. Bühler, Klosterleben im deutschen Mittelalter. Nach zeitgenössischen Aufzeichnungen, Leipzig 1921, 123-132 (https://archive.org) Auszügehttp://www.michael-buhlmann.de/Geschichtsschreibung_MA/lbbschr_wilhelm_hirs.htm
Literatur zum Werk – Comm.
M. Kerker, Wilhelm der Selige, Abt von Hirschau und Erneuerer des süddeutschen Klosterwesens zur Zeit Gregor's VII., Tübingen 1863 (BV) A. Helmsdörfer, Forschungen zur Geschichte des Abtes Wilhelm von Hirschau, Göttingen 1874, 1-3, 10-11, 37-38 (BV) dazuP. Ewald, Historische Zeitschrift 34 (1875) 411-417 (ZDB – ZDBdigital) M. Manitius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 3: Vom Ausbruch des Kirchenstreites bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts, München 1931, 223-224, 571-572 (https://nbn-resolving.de) H. Jakobs, Die Hirsauer. Ihre Ausbreitung und Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreites (Kölner Historische Abhandlungen, 4), Köln – Graz 1961, xviii W. Irtenkauf, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 3, Berlin – New York 21981, 651-653 S. Haarländer, Was ist ein Reformabt? Beobachtungen an der Prosavita Wilhelms von Hirsau (1069-1091), in: Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag, hg. von D. Walz, Heidelberg 2002, 461-473 F. Lotter – S. Gäbe, Die hagiographische Literatur im deutschen Sprachraum unter den Ottonen und Saliern (ca. 960-1130), in: Hagiographies. Histoire internationale de la littérature hagiographique latine et vernaculaire en Occident des origines à 1550, 4, hg. von G. Philippart, Turnhout 2006, 273-521 hier 479-482D. Drumm, Das Hirsauer Geschichtsbild im 12. Jahrhundert. Studien zum Umgang mit der klösterlichen Vergangenheit in einer Zeit des Umbruchs (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, 77), Ostfildern 2016, 126-136 F. Contini, in: C.A.L.M.A. Compendium Auctorum Latinorum Medii Aevi (500-1500), 5, Firenze 2017, 269 D. Drumm, Geschichtsschreibung als Reaktion auf bedrohte Ordnung – Das Hirsauer Geschichtsverständnis zu Beginn des 12. Jahrhunderts, in: Konflikt und Wandel um 1100. Europa im Zeitalter von Feudalgesellschaft und Investiturstreit (Europa im Mittelalter, 36), hg. von Th. Kohl, Berlin – Boston 2020, 75-88 D. Drumm – M. De Rosa, Die Neuedition der Vita Wilhelms von Hirsau. Ein Werkstattbericht, Einst & Heute. Historisches Jahrbuch für den Landkreis Calw (2020/21) 89-108 (ZDB) D. Drumm (MGH SS rer. Germ., 86), 2025, 10-39 https://archivalia.hypotheses.org/146386 K. Graf, Quellen zur Geschichte des Klosters Hirsau im Hochmittelalter, in: Archivalia vom 3. Juni 2022 (Abschnitt "Die Vita Abt Wilhelms von Hirsau")
Erwähnungen in Autorartikeln
- Zitiervorschlag:
- https://www.geschichtsquellen.de/werk/4965 (Bearbeitungsstand: 04.06.2025)