BAdW

Geschichts­quellen
des deutschen Mittelalters

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen. (the underscore) may be used as a wildcard for exactly one letter or numeral.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen. (the percent sign) may be used as a wildcard for 0, 1 or more letters or numerals.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig. At the very beginning and at the very end of the search input, the wildcard characters are superfluous.

Liber Pontificalis

(Papstbuch)

Repertorium Fontium 7, 657

Autor
Entstehungszeit um 550-1500
Berichtszeit um 50-1431
Gattung Bistumschronik; Biographie
Region Italien ab 1200; Italien bis 1200
Schlagwort Papstgeschichte
Sprache Lateinisch

Beschreibung

Sammlung von Lebensbeschreibungen der römischen Päpste von Petrus bis zu Martin V. (1417-1431), wie sie Louis Duchesne 1886-1892 in seiner bis heute maßgeblichen Edition mit umfangreichem Kommentar herausgegeben hat. In der handschriftlichen Überlieferung ist der Titel Liber Pontificalis nur einer von vielen, z. B. Episcopale, Ordo episcoporum Romae, Episcopalis ordo Romanae ecclesiae, Catalogus apostolicorum, Chronica pontificum, Gesta pontificum Romanorum, Gesta pontificalia.

Der Liber Pontificalis im engeren Sinn umfasst 108 Papstviten von Petrus bis Hadrian II. (867-872). Dann schließt sich unter Auslassung dreier Päpste ein Fragment zu Stephan V. (885-891) an. Dieser 'Liber' wurde vor 552 (oder laut Th. Mommsen Anfang 7. Jh.) begonnen, indem die Viten der Päpste der vorhergehenden Jahrhunderte von einem einzigen Autor, vermutlich unter Papst Hormisda (514-523), in einem Zug verfasst wurden. Die Viten der folgenden Päpste wurden bald nach deren Tod angefügt und bisweilen (ohne Vollständigkeit) schon zu Lebzeiten veröffentlicht. Martin von Troppau schrieb das Werk aufgrund des unechten Briefwechsels zwischen Damasus und Hieronymus am Anfang der Viten dem Papst Damasus († 384) zu, der römische Historiker und Antiquar Onofrio Panvinio († 1568) dem Anastasius Bibliothecarius († 879). Ab dem 12. Jh. entstanden mehrere Bearbeitungen und Fortsetzungen, darunter besonders die Gesta pontificum Romanorum des Kardinals Boso. Inc.: Beatissimo papae Damaso Hieronimus. Gloriam sanctitatis tuae nostra humilitas deprecatur (Prolog), Beatus Petrus Anthiocinus, filius Iohannis (Text).

Die maßgebliche Edition von Duchesne besteht aus folgenden Teilen:

I)-III) Papstkataloge aus dem 4. bis 7. Jh. (vol. 1 pp. 1-46).

IV) eine ältere Fassung des verlorenen ersten Teils des Liber Pontificalis, der mit Hilfe zweier Auszüge, Epitome Feliciana und Epitome Cononiana, rekonstruiert wurde (vol. 1 pp. 47-113).

V) der eigentliche Liber Pontificalis (vol. 1 pp. 115-523 und vol. 2 pp. 3-198).

VI) eine Fassung ab Johannes VIII. (872-882) aus Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 3762. Diese Fassung ist eine Abschrift unter dem Titel Gesta pontificum Romanorum des Petrus Guillermus, des Bibliothekars der Abtei St-Gilles (dioec. Reims nach Duchesne, wohl eher Arrond. Nîmes) aus dem Jahr 1142, die eine Überarbeitung des Liber Pontificalis durch Pandulfus, Kardinal des Gegenpapstes Anaklet II. (1130-1138), aus den Jahren 1132-1138 darstellt, weitergeführt bis zu Papst Honorius II. (1124-1130). Pandulfus verfasste selbst die Viten von Gelasius II. (1118-1119), Calixtus II. (1119-1124) und Honorius II., wobei zweifelhaft ist, ob er auch die Vita von Paschalis II. (1099-1118) schrieb, wie Duchesne und U. Přerovský annehmen, jedoch I. M. March bestreitet (vol. 2 pp. 199-328).

VII) die Annales Romani (siehe dort): vier Texte, die sich auf die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papsttum in den Jahren 1044-1073, 1111, 1116-1121 und 1182-1187 beziehen (vol. 2 pp. 329-350).

VIII) Papstviten vom 10. Jh. bis zu Papst Alexander III. (1159-1181), verfasst von Kardinal Boso († 1178) und im 13. Jh. dem Liber censuum (1192) des Cencius Camerarius (= Papst Honorius III.) eingefügt (vol. 2 pp. 351-446).

IX) der von Duchesne so genannte 'neue' Liber Pontificalis, im 15. Jh. zusammengestellt, der die Viten der Päpste von Innocenz II. (1130-1143) bis Martin V. (1431) umfasst, teilweise dem Martin von Troppau und dem Bernard Guidonis entnommen (vol. 2 pp. 447-523).

X) zwei Anhänge mit Viten von Benedikt XII. (1334-1342) bis  Martin V. und von Urban VI. (1378-1389) bis  Pius II. (1458-1464), überliefert in zwei Handschriften des 16. Jh. (vol. 2 pp. 525-560).

Hilfreich zur Benutzung: M. Simperl, Eine Hinführung zum Umgang mit den Editionen des Liber pontificalis, in: Das Buch der Päpste – Liber pontificalis. Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte (Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Supplementband 67), hg. von K. Herbers – M. Simperl, Freiburg – Basel – Wien 2020, 458-481.

Gliederung der Rubrik Comm. (Literatur zum Werk):

1. Allgemeines

2. Älterer Teil (6.-9. Jh.)

3. Fortsetzungen (12.-15. Jh.)

Handschriften – Mss.

Literatur zu den Handschriften allgemein

Alte Übersetzungen – Vet. Transl.

Griechisch

Ausgaben – Edd.

Übersetzungen – Transl.

Deutsch

Englisch

Literatur zum Werk – Comm.

1. Allgemeines

2. Älterer Teil

3. Fortsetzungen

Erwähnungen in Werkartikeln

Zitiervorschlag:
https://www.geschichtsquellen.de/werk/3363 (Bearbeitungsstand: 08.11.2024)

Korrekturen / Ergänzungen melden